Biographie

Christine Schirrmacher wurde in Bonn habilitiert und ist Professorin für Islamwissenschaft an den Universitäten Bonn und Leuven/Belgien. Sie studierte von 1982 bis 1985 Islamwissenschaft, Neuere Deutsche Literaturwissenschaft, Mittelalterliche und Neuere Geschichte sowie Verfassungs-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Justus-Liebig-Universität Giessen, von 1985 bis 1988 Islamwissenschaft (mit Schwerpunkt Arabisch, Persisch), Islamwissenschaft (mit Schwerpunkt Türkisch), Mittlere und Neuere Geschichte, Volkskunde und Vergleichende Religionswissenschaft an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. 1988 schloss sie das Studium mit dem Magister Artium (M. A.) in Islamwissenschaften ab.

Von 1988 bis 1991 folgte das Promotionsstudium und 1991 die Promotion zum Dr. phil. im Fach Islamwissenschaften. Thema der Dissertation war die christlich-islamische Kontroverse im 19. und 20. Jahrhundert, in deren Mittelpunkt die Analyse einflussreicher apologetischer Schriften christlicher und muslimischer Theologen sowie eine Darstellung der Wirkungsgeschichte des mittelalterlichen Barnabasevangeliums standen. Die Dissertation erschien unter dem Titel: „Mit den Waffen des Gegners. Christlich-Muslimische Kontroversen im 19. und 20. Jahrhundert, dargestellt am Beispiel der Auseinandersetzung um Karl Gottlieb Pfanders ‘mizān al-ḥaqq‘ und Raḥmatullāh Ibn Ḫalīl al-‘Uṯmānī al-Kairānawīs ‘iẓhār al-ḥaqq‘ und der Diskussion über das Barnabasevangelium“ in der Reihe: Islamkundliche Untersuchungen 162. Klaus Schwarz Verlag: Berlin, 1992.

Von 1996 bis 2000 unterrichtete sie als „Visiting Professor for Islamic Studies“ im European Extension Program des Cranmer Theological House, Shreveport (USA) in Zürich und Hamburg, von 2000 bis 2010 betreute sie als “Visiting Professor for Islamic Studies“ des Whitefield Theological Seminary, Lakeland, Florida (USA) im Rahmen von dessen European Extension Program in Zürich und Hamburg M.A.-Kandidaten und Promovenden. Als Gutachterin, Gastdozentin, sowie als Mitglied verschiedener Kuratorien berät sie zu Menschenrechts- und Integrationsfragen, Muslimfeindlichkeit und Sicherheitspolitik. Von 2000 bis 2022 war sie Gastdozentin an der „Akademie Auswärtiger Dienst“ (ehemals Diplomatenschule) des Auswärtigen Amtes, Berlin, seit 2007 ist sie Gastdozentin bei Landes- und Bundesbehörden der Sicherheitspolitik und hielt für verschiedene Ministerien Inhouse-Seminare zu aktuellen Entwicklungen im Nahen Osten. Sie ist Kuratoriumsmitglied des „Deutschen Instituts für Menschenrechte“ (DIMR), Berlin und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des „Bundes Deutscher Kriminalbeamter“ (BDK), Berlin. Am Landgericht Bonn ist sie seit 2019 ehrenamtlich als Schöffin tätig.

Seit 2012 lehrt sie als Professorin für Islamwissenschaft am Institut für Orient- und Asienwissenschaften, Abteilung für Islamwissenschaft und Nahostsprachen der Universität Bonn, seit 2005 ist sie Professorin für „Islamic Studies“ an der „Evangelisch-Theologischen Faculteit“ (ETF) in Leuven/Belgien, einer staatlich anerkannten wissenschaftlichen Hochschule, deren Studiengänge sämtlich akkreditiert und der Ausbildung an einer belgischen Universität gleichgestellt sind. 2013 und 2023 bis 2024 vertrat sie den Lehrstuhl Islamwissenschaft an der Universität Erfurt, 2013/14 lehrte sie als TEA-Professorin am Institut für Humangeographie (Schwerpunkt Politische Geographie und Konfliktforschung) an der Universität Tübingen. Von 2003-2015 lehrte sie auch als apl. Dozentin für Islamkunde an der staatlich anerkannten Privathochschule „Freie Theologische Hochschule“ (FTH) in Gießen.

2010 bis 2011 erforschte sie als „PostDoc“ an der Abteilung für Islamwissenschaft des Instituts für Orient- und Asienwissenschaften der Universität Bonn Diskurse einflussreicher muslimischer Theologen des 20. Jahrhunderts zu Religionsfreiheit und dem Abfall vom Islam. 2012 wurde sie an der Universität Bonn habilitiert mit ihrer Forschungsarbeit „‚Es ist kein Zwang in der Religion‘ (Sure 2,256): Der Abfall vom Islam im Urteil zeitgenössischer islamischer Theologen. Diskurse zu Apostasie, Religionsfreiheit und Menschenrechten“, ihrer Probevorlesung „Die Freiwilligkeit der islamischen Eheschließung: Schariarechtliche Vorgaben und gesellschaftliche Praxis“ sowie ihrer öffentlichen Antrittsvorlesung über „Friedensrichter, Streitschlichter, Schariagerichtshöfe – Ist die Rolle der Vermittler auf den säkularen Rechtsstaat übertragbar?“ Ihre islamwissenschaftlichen Forschungsschwerpunkte sind: Islamisch-feministische Theologien, Modelle einer progressiv-islamischen Theologie, islamistische und jihadistische Bewegungen, Islam in Deutschland und Europa, Schariarecht, Frauen- und Minderheitenrechte, Menschenrechte und Religionsfreiheit sowie interreligiöser Dialog und islamisch-christliche theologische Kontroversen in Geschichte und Gegenwart.

Seit 1999 ist sie Leiterin des „Instituts für Islamfragen“ (IfI) der Evangelischen Allianz in Deutschland, Österreich und Schweiz. Das evangelische „Institut für Islamfragen“ ist ein Netzwerk von Islamwissenschaftlern, die durch eine wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Islam und deren Präsentation in Veröffentlichungen, Seminaren der Erwachsenenbildung im politisch-demokratischen Diskurs Gesellschaft, Kirchen und Politik mit grundlegenden Informationen rund um das Thema „Islam“ versorgen möchten. Inhaltlich geht es vor allem um den Islam in Europa und die weltweite Entwicklung der islamischen Theologie, um eine kritische Auseinandersetzung mit dem Anspruch des politischen Islam, sowie um eine faire, informierte und sachbezogene Begegnung von Christen und Muslimen.

Als Sprecherin und Beraterin für Islamfragen der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA) ist Christine Schirrmacher auf nationaler wie internationaler Ebene an Dialoginitiativen und Diskursen mit muslimischen Theologen beteiligt, wie etwa der Nachfolgekonferenz zum „Offenen Brief der 138 muslimischen Theologen an Papst Benedikt XVI und die ganze Christenheit“ der Yale University New Haven, USA (2008), oder dem „Berlin Forum for Progressive Muslims“ (2011; 2013), einer Fachtagung der Friedrich-Ebert-Stiftung, Berlin. 2016 moderierte sie die Diskussionsveranstaltung „Im Namen des Islam? – Religion als Mittel zum Zweck“ mit dem ägyptischen Großmufti Dr. Shawki Allam auf Einladung des „International Center for Security and Governance“ (CISG) an der Universität Bonn (2016). Im 2004 bis 2006 bestehenden „Arbeitskreis Islam“ des Rates der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) war sie an der Erstellung der Handreichung „Klarheit und Gute Nachbarschaft“ (EKD Texte 86) beteiligt.

Veröffentlichungen

Sie veröffentlichte rund 25 Bücher und selbständige Schriften, darunter

Einige Titel wurden ins Englische, Französische, Spanische, Katalanische, Portugiesische, Rumänische, Tschechische, Türkische, Albanische, Koreanische und in Kiswahili übersetzt.

Ihre neuesten Veröffentlichungen sind die Titel

sowie die Aufsätze

  • „‚God Created Them from a Single Soul‘ (Surah 4:1). The Creation of the World and the Creation of Man: Apologetic Argument for the Equality of Women in Feminist Qur’ānic Exegesis.“ In: Marion Gymnich; Julia A. B. Hegewald (Hg.). Images and Stories of the Origins of the World and of Humankind. Mohr Siebeck: Tübingen, 2024, S. 353-374
  • Representatives of Progressive Qur’ān Hermeneutics in the West“. In: Georges Tamer (Hg.). Handbook of Qur’ānic Hermeneutics. Walter de Gruyter: Berlin, 2024 (im Erscheinen begriffen)
  • „Die Verurteilung der Demokratie als ‘Religion der Vielgötterei‘: Der salafistische Diskurs Abu Muhammad al-Maqdisis (geb. 1959).” In: Lutz Haarmann; Robert Meyer; Julia Reuschenbach (Hg.). Von der Bonner zur Berliner Republik. Politik im Spiegel praktischer Wissenschaft. Festschrift für Tilman Mayer zum 65. Geburtstag, Nomos: Baden-Baden (2018)
  • Leihmutterschaft – Schwangerschaftsabbruch – Organtransplantation. Innerislamische Debatten zur Bioethik im Spiegel der Globalisierung der Medizin.“ In: Thomas Bahne; Katharina Waldner (Hg.). Die Perfektionierung des Menschen? Religiöse und ethische Perspektiven. Vorlesungen des Interdisziplinären Forums Religion der Universität Erfurt, Bd. 13. Aschendorff: Münster (2018)
  • Die Attraktivität des Dschihadismus für Jugendliche in Europa: Ursachen – Erklärungsmodelle – Gegenmaßnahmen“. In: Uwe Backes; Alexander Gallus; Eckhard Jesse (Hg.). Jahrbuch Extremismus und Demokratie 29/2017. Nomos: Baden-Baden (2017)
  • Marie Kahle (1893–1948): Bonner Professorengattin, Pädagogin und Gegnerin des NS-Regimes.” In: Andrea Stieldorf; Ursula Mättig; Ines Neffen (Hg.). Doch plötzlich jetzt emanzipiert will Wissenschaft sie treiben. Frauen an der Universität Bonn (1818–2018). V&R Unipress: Göttingen (2018)

Christine Schirrmacher ist Mitglied der „Deutschen Arbeitsgemeinschaft Vorderer Orient“ (DAVO), der „Deutsch-Atlantischen Gesellschaft“ (DAG), Berlin, der „Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte“ (IGFM), Frankfurt, des „Gesprächskreises Nachrichtendienste“ (GKND), Berlin.

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