Christine Schirrmacher wurde in Bonn habilitiert und ist Professorin für Islamwissenschaft an den Universitäten Bonn und Leuven/Belgien. Sie studierte Islamwissenschaft, Geschichte, Germanistik und Vergleichende Religionswissenschaft in Gießen und Bonn und promovierte im Fach Islamwissenschaft an der Universität Bonn mit einer Arbeit zur christlich-islamischen Kontroverse im 19. und 20. Jahrhundert. Sie habilitierte sich dort mit einer Studie über die Positionierung einflussreicher muslimischer Theologen des 20. Jahrhunderts zu Religionsfreiheit, Menschenrechten und dem Abfall vom Islam. 2013, sowie 2023-2024 vertrat sie den Lehrstuhl Islamwissenschaft an der Universität Erfurt, 2013/14 lehrte sie als TEA-Professorin an der Universität Tübingen am Institut für Humangeographie (Schwerpunkt Politische Geographie und Konfliktforschung).
Als Gutachterin, Gastdozentin, sowie als Mitglied verschiedener Kuratorien berät sie zu Menschenrechts- und Integrationsfragen, Muslimfeindlichkeit und Sicherheitspolitik. Von 2000 bis 2022 war sie Gastdozentin an der „Akademie Auswärtiger Dienst“ (ehemals Diplomatenschule) des Auswärtigen Amtes, Berlin, seit 2007 ist sie Gastdozentin bei Landes- und Bundesbehörden der Sicherheitspolitik und hält für verschiedene Ministerien Inhouse-Seminare zu aktuellen Entwicklungen im Nahen Osten. Sie ist Mitglied des Zentrumsrats des „Center for Advanced Security, Strategic and Integration Studies (CASSIS)“ der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn, des Wissenschaftlichen Beirats des „Bundes Deutscher Kriminalbeamter“ (BDK), Berlin, sowie des Wissenschaftlichen Beirats des „Zentrums für Analyse und Forschung (ZAF)“ des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV), Berlin. Am Land- bzw. Amtsgericht Bonn ist sie seit 2019 ehrenamtlich als Schöffin tätig.
Auf nationaler wie internationaler Ebene ist sie an Dialoginitiativen und Diskursen mit muslimischen Theologen beteiligt, wie etwa an der Nachfolgekonferenz zum „Offenen Brief der 138 muslimischen Theologen an Papst Benedikt XVI und die ganze Christenheit“ der Yale University New Haven, USA (2008), dem „Berlin Forum for Progressive Muslims“ (2011; 2013), einer Fachtagung der Friedrich-Ebert-Stiftung, Berlin, oder der Diskussionsveranstaltung „Im Namen des Islam? – Religion als Mittel zum Zweck“ mit dem ägyptischen Großmufti Dr. Shawki Allam auf Einladung des „International Center for Security and Governance“ (CISG) der Universität Bonn (2016).
Veröffentlichungen
Sie veröffentlichte rund 25 Bücher und selbständige Schriften, darunter
- „Can Freedom Be Unlimited? Examples of Censorship in Middle Eastern Societies in the 19th and 20th Centuries“ (hg. mit Haggag Ali und Stephan Conermann) (2017)
- „‚Es ist kein Zwang in der Religion‘ (Sure 2,256): Der Abfall vom Islam im Urteil zeitgenössischer islamischer Theologen: Diskurse zu Apostasie, Religionsfreiheit und Menschenrechten“ (2015)
- „Der Islam: Geschichte – Lehre – Unterschiede zum Christentum“, 2 Bände (1994/2003)
- „Frauen und die Scharia: Die Menschenrechte im Islam“ (mit Ursula Spuler-Stegemann) (2004/2006)
Einige Titel wurden ins Englische, Französische, Spanische, Katalanische, Portugiesische, Rumänische, Tschechische, Türkische, Albanische, Koreanische und in Kiswahili übersetzt.
Ihre neuesten Veröffentlichungen sind die Titel
- „Die Bonner Orient- und Asienwissenschaften: Eine Geschichte in 22 Porträts“ (hg. mit Harald Meyer; Ulrich Vollmer) (2018)
- „‚Let there be no Compulsion in Religion‘ (Sura 2:256): Apostasy from Islam as Judged by Contemporary Islamic Theologians. Discourses on Apostasy, Religious Freedom, and Human Rights“ (2016)
sowie die Aufsätze
- „‚God Created Them from a Single Soul‘ (Surah 4:1). The Creation of the World and the Creation of Man: Apologetic Argument for the Equality of Women in Feminist Qur’ānic Exegesis.“ In: Marion Gymnich; Julia A. B. Hegewald (Hg.). Images and Stories of the Origins of the World and of Humankind. Mohr Siebeck: Tübingen, 2024, S. 355-376
- „Representatives of Progressive Qur’ān Hermeneutics in the West“. In: Georges Tamer (Hg.). Handbook of Qur’ānic Hermeneutics. Walter de Gruyter: Berlin, 2024 (im Erscheinen begriffen)
- „Die Verurteilung der Demokratie als ‘Religion der Vielgötterei‘: Der salafistische Diskurs Abu Muhammad al-Maqdisis (geb. 1959).” In: Lutz Haarmann; Robert Meyer; Julia Reuschenbach (Hg.). Von der Bonner zur Berliner Republik. Politik im Spiegel praktischer Wissenschaft. Festschrift für Tilman Mayer zum 65. Geburtstag, Nomos: Baden-Baden (2018)
- „Leihmutterschaft – Schwangerschaftsabbruch – Organtransplantation. Innerislamische Debatten zur Bioethik im Spiegel der Globalisierung der Medizin.“ In: Thomas Bahne; Katharina Waldner (Hg.). Die Perfektionierung des Menschen? Religiöse und ethische Perspektiven. Vorlesungen des Interdisziplinären Forums Religion der Universität Erfurt, Bd. 13. Aschendorff: Münster (2018)
- „Die Attraktivität des Dschihadismus für Jugendliche in Europa: Ursachen – Erklärungsmodelle – Gegenmaßnahmen“. In: Uwe Backes; Alexander Gallus; Eckhard Jesse (Hg.). Jahrbuch Extremismus und Demokratie 29/2017. Nomos: Baden-Baden (2017)
- „Marie Kahle (1893–1948): Bonner Professorengattin, Pädagogin und Gegnerin des NS-Regimes.” In: Andrea Stieldorf; Ursula Mättig; Ines Neffen (Hg.). Doch plötzlich jetzt emanzipiert will Wissenschaft sie treiben. Frauen an der Universität Bonn (1818–2018). V&R Unipress: Göttingen (2018)
Weitere Informationen
- Universität Bonn
- Internationale Gesellschaft für Menschenrechte
- Deutsche Univesitätszeitung (DUZ)
- Neue Gesellschaft – Frankfurter Hefte (PDF-Download)
- Rechtspolitisches Forum des Instituts für Rechtspolitik an der Universität Trier (Friedensrichter, Frage der Freiwilligkeit der Eheschließung im Islam, Islamische Menschenrechtserklärungen, Morde im Namen der Ehre)
- „Klarheit und Gute Nachbarschaft“ (EKD Texte 86) (PDF-Download)
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