Salafismus droht mit Höllenfeuer und ewiger Strafe

Foto: Christine Schirrmacher beim Philosophicum Lech © Philosophicum Lech / Florian Lechner
Christine Schirrmacher beim Philosophicum Lech © Philosophicum Lech / Florian Lechner

Aussagen des Korans zu Jenseits, Gericht und Vergeltung werden in den Dienst der eigenen Sache gestellt

Foto: Christine Schirrmacher beim Philosophicum Lech © Philosophicum Lech / Florian Lechner
Christine Schirrmacher beim Philosophicum Lech © Philosophicum Lech / Florian Lechner

Vortrag von Christine Schirrmacher beim Philosophicum Lech 2018 „Hölle“ veröffentlicht

Salafistische Prediger warnen Jugendliche in ihren Schriften und Ansprachen vor dem baldigen Verderben und drohen unter Verweis auf eigene Sünden und Versäumnisse mit der ewigen Höllenstrafe. Darauf wies die Bonner Islamwissenschaftlerin Christine Schirrmacher in ihrem Vortrag beim jährlich in Lech in Vorarlberg (Österreich) stattfindenden Philosophicum Lech hin, der jetzt in einem Sammelband des Philosophicums veröffentlicht wurde.

Der Aufruf zur völligen Absage an weltliche Dinge werde, so Schirrmacher, vor allem jungen Muslimen der dritten Generation als Heilmittel jetziger Beschwernisse präsentiert. Im Extremfall können Höllenwarnungen bei gewaltbereiten Gruppen am Ende sogar den Aufruf zum Märtyrertod als sicheren Weg zur völligen Vergebung beinhalten. Schirrmacher wörtlich:

„Die märchenhaften Schilderungen des Jenseits durch salafistische Gruppen, die imaginäre Welt der Todesengel, der Hölle und ihrer Qualen, aber auch die Schilderungen überirdischer Freuden des Paradieses werden als Gegenwelt zum erlebten Alltag gezeichnet. Die Hoffnung auf das Paradies, aber auch die Drohungen der Höllenstrafen erschaffen eine neue Identität in einer Gesellschaft, der man sich nun überlegen fühlen kann, weil sie das unweigerliche Herannahen der Höllenstrafen nicht einmal wahrnimmt.“

Das Philosophicum Lech, das 1997 erstmals veranstaltet wurde, sieht sich als ein übernationales Zentrum für philosophische, kultur- und sozialwissenschaftliche Reflexion, Diskussion und Begegnung. Wissenschaftlicher Leiter der Tagung ist der österreichische Philosoph Konrad Paul Liessmann. In seiner Herausgeberschaft erscheinen die Tagungsbände des Philosophicums Lech im Zsolnay Verlag.

Über das Buch

Buchcover Die Hölle
Cover des Buches „Die Hölle“

Bibliografische Angaben:

  • Christine Schirrmacher. „‚Herr! Bewahre uns vor der Strafe des Höllenfeuers‘ (Sure 2,201): Gericht und Hölle im Kontext von Koran, islamischer Theologie und Salafismus“. S. 39–63 in: Konrad Paul Liessmann (Hg.). Die Hölle. Kulturen des Unerträglichen. Paul Zsolnay Verlag: Wien, 2019. 272 S. ISBN 978-3-552-05929-0. (Download Buchcover)

 

Inhaltsverzeichnis des Buches:

  • Ludwig Muxel: Vorwort
  • Konrad Paul Liessmann: Die Hölle. Kulturen des Unerträglichen
  • Josef Imbach: „Ein großer See mit brennendem Schlamm.“ Höllendarstellungen in der christlichen Kunst
  • Christine Schirrmacher: „Herr! Bewahre uns vor der Strafe des Höllenfeuers“ (Sure 2,201) Gericht und Hölle im Kontext von Koran, islamischer Theologie und Salafismus
  • Manfred Koch: Infernalische Kreativität. Die Hölle als Heimstatt der Dichter: Dante, Goethe, Thomas Mann
  • Christian Grüny: Register des Unerträglichen
  • Bernhard Pörksen: Die Hölle der Desinformation. Spielregeln der Wirklichkeitsordnung im digitalen Zeitalter
  • Reinhard Haller: Vom Himmel des Rausches zur Hölle der Sucht
  • Philipp Lepenies: Höllen der Armut
  • Jörg Baberowski: Die Hölle sind die Anderen. Leben mit der Gewalt
  • Adelheid Kastner: „L’enfer, c’est les autres – Die Hölle, das sind die anderen“
  • Barbara Bleisch: In der Familienhölle. Die Tücken der Blutsbande
  • Thomas Vasek: Laudatio Tractatus Preisträger 2018
  • Thomas Bauer: Dankesrede