
Die Bonner Professorin Christine Schirrmacher referierte auf dem Religionsfreiheitskongress in Gießen
Die Freie Theologische Hochschule (FTH) in Gießen veranstaltete Mitte Februar ihr erstes internationales Symposium „Religionsfreiheit“. Dabei diskutierten Experten aus verschiedenen Ländern das Spannungsfeld zwischen Anspruch und Wirklichkeit bei der Umsetzung von Religionsfreiheit weltweit.

In Bezug auf die immensen Einschränkungen der Religionsfreiheit in islamisch geprägten Ländern erörterte Christine Schirrmacher in ihrem Vortrag „Religionsfreiheit in islamischen Ländern“ die Gründe für diesen Umstand. Weder die Kolonialvergangenheit in Teilen des Nahen Ostens noch Unterentwicklung und Armut könnten die in islamisch geprägten Ländern des Nahen Ostens allseits zu beklagende Religionsfreiheit überzeugend erklären, so die Bonner Professorin für Islamwissenschaft.
„Auch die häufig geäußerte Vermutung, Religionsfreiheit und Islam seien per se unversöhnliche Gegensätze, trifft den Nagel nicht auf den Kopf, zumal es einige Beispiele, vor allem afrikanischer islamisch geprägter Länder, mit einem beachtlichen Maß an Religionsfreiheit gibt“, so Schirrmacher wörtlich.
Der Kernsatz ihrer Erklärung lautete:
„Es ist vor allem die Verschränkung von Machtpolitik und Religion in islamisch geprägten Ländern, die Freiheitsrechte für Frauen und für Andersdenkende, auch für andersdenkende Muslime, sowieso aber für Juden und Christen, aber auch Atheisten oder im Islam nicht anerkannter Religionen kaum zulässt.“
Die islamische Gelehrtenwelt, so Schirrmacher weiter, vor allem also Moscheen und theologische Ausbildungsstätten befänden sich unter engmaschiger staatlicher Kontrolle und besäßen so viel Spielraum, wie staatliche Machthaber ihren Vertretern ließen, während sich der mächtige Staatsapparat seine jeweilige Politik von der Gelehrtenwelt gegen Teilhabe an der Macht „islamisch“ legitimieren ließe. „Auf diesem Boden können kaum Freiheitsrechte wachsen“, so das Fazit.

Der Seniorprofessor für Menschenrechte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Dr. Heiner Bielefeldt, lenkte den Blick besonders auf die politischen und normativen Grundlagen von Religionsfreiheit. Über die zunehmend bedrohte Religionsfreiheit für Juden sprach der Präsident des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit (IIRF), Prof. Dr. mult. Thomas Schirrmacher, und über die Herausforderungen bei der Erfassung von Verstößen gegen die Religionsfreiheit referierte der Internationale Direktor des IIRF, Dr. Dennis P. Petri. Weitere Redner der FTH waren Prof. Dr. Christoph Raedel, Prof. Volker Kauder, Dr. Carsten Polanz, Dr. Meiken Buchholz sowie Prof. Dr. Stephan Holthaus. Weitere Referenten waren neben anderen Prof. Dr. Janet E. Buckingham (IIRF), Dr. Yassir Eric (European School of Culture and Theology), Dr. Daniel Ottenberg (Open Doors) sowie Prof. Augustin Sawadogo (Pontifical Institute for Arabic and Islamic Studies).
